Weibsbilderherrschaft?

Zu Beginn des 21. Jahrhunderts.

 

Mann begegnet Frau.

Oder umgekehrt.

Die Chemie stimmt.

Man nähert sich, Liebe kommt ins Spiel.

Beide stehen mitten im Leben, verwirklichen sich selbst, üben ihren Beruf, ihre Berufung aus oder gehen ihren Interessen nach.

 

Kinder der Liebe werden gezeugt.

 

Einst wurde den Frauen meiner 60er Generation im Zuge der gesellschaftlichen Entwicklung eingebläut, daß sie ohne Ausbildung und überhaupt ohne Allgemeinbildung in einer modernen Industriegesellschaft keinen gesellschaftlichen Wert darstellten und bitteschön selbstbewusst und gleichberechtigt durch das Leben zu gehen hätten.

 

Und nun beginnt der Spagat, den kaum ein weibliches Wesen zu leisten im Stande ist, weil dafür drei Beine nötig wären: Fürsorgliche, liebevolle Mutter sowie verständnisvolle Partnerin zu sein und gleichzeitig einem Beruf nachzugehen.

Konflikte sind vorprogrammiert, da sie aus der ach so schönen gesellschaftlichen Rolle der Frau im 21. Jahrhundert Abschied nehmen und in die Rolle der Mutter gedrängt wird, die in unserer Gesellschaft (leider!) keine große Anerkennung findet.

Manche Frau bemüht sich, Berufstätigkeit und Mutterschaft unter einen Hut zu bringen, was meines Erachtens zum Scheitern verurteilt ist.

Für das Wohlergehen eines Kindes ist eine fürsorgliche Mutter gerade in den ersten Lebensjahren nun einmal unersetzbar.

 

Aber was zählt es in unserer Gesellschaft, wenn man „nichts“ außer einer Familie vorzuzeigen hat?

 

Die ständige „Mühle“ in der Frau sich befindet, „zermahlt“ sie auf Dauer. Hatte sie nicht alles, um sich selbst zu verwirklichen, und alles, was das Leben ach so angenehm machte?

Nun sind schlaflose Nächte teil ihres Lebens.

Alles wird zuviel.

Aggression tritt in manchen Fällen dazu.

Und die Verwandlung der Frau in ein Weib ist vollzogen.

Die Männer wenden sich ab und gehen erneut auf Suche nach maskuliner Erfüllung.

 

Die Auswirkungen für unsere Gesellschaft sind gravierend.

Familien zerbrechen, jede dritte Ehe in Deutschland wird geschieden, Kinder, Männer und Frauen leiden unter den Folgen des Trennungsprozesses, der letztendlich vor Gericht und im Trauma endet, welches manch Betroffener als „das deutsche Scheidungs- und Sorgerecht“ bezeichnet.

Und die Folgen:  Kinder mit einem gestörten Verhältnis zu Beziehungen, die wiederum in ihrem späteren Leben zumeist in gestörten Beziehungen enden.

 

Wie war das noch vor meiner Generation?

 

Sicherlich muß zwischen den Geschlechtern die Waage gerecht wiegen.

Jegliches Übergewicht, gleich auf welcher Seite, bringt ein gewisses Maß Ungerechtigkeit mit sich.

 

Die Rolle der Frau als Mutter und wichtiger Halt in einer Familie ist notwendig für den Erhalt unserer auseinander zubrechen drohender Gesellschaft und sollte in den Köpfen der Frauen wieder einen Platz finden.

 

 

copyright 2009 Evelyn von Warnitz

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Apfel und Ei

Jüngst während jenes köstlich amüsanten Vortrags eines Kabarettisten stimmte mich folgende Geschichte äußerst nachdenklich.

Man stelle sich vor, jeder ziehe hinein in den Tag mit einem Apfel und einem Ei und versuche, diese Nahrungsmittel einzutauschen in einen anderen Gegenstand oder in ein beliebig anderes Nahrungsmittel.

Ein Apfel.
Ein Ei.
Welchen Wert haben diese Nahrungsmittel noch in unserer Gesellschaft?

Der Kabarettist war tatsächlich in der Lage, den Apfel gegen ein altes Fahrrad einzutauschen, nachdem er an nahezu einhundert Türen geläutet hatte.

Bedenken wir den Wert dieser Grundnahrungsmittel, so ist er in der heutigen Zeit gering, da er für uns mannigfach vorhanden ist.
Oft erinnere ich mich an die Berichte meiner Großmutter aus der Nachkriegszeit: Man tauschte Waren, die noch übrig geblieben waren und den verheerenden Krieg überstanden hatten, oder auch Nahrungsmittel; der Wert eines Apfels oder eines Eies in jener Zeit – er war unschätzbar hoch in von Hunger und Entbehrung erfüllten Tagen.

Wie wertest du einen Apfel und ein Ei gegenwärtig?

Erst in Zeiten von Not und  Verlust  lernen wir den Wert dessen schätzen, was uns zuvor vielleicht niedrig erschien, obgleich dieses seinen wahren Wert nie verlor.

copyright 2014 evelyn von warnitz
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Der letzte Atemzug

 

 

Gehe ich an den prächtigen Gärten und gepflegten Häusern in meiner Nachbarschaft vorbei, so höre ich manche Gespräche der zumeist älteren Bewohner, deren Inhalt nicht selten geprägt sind von Klagen und den eigenen Gebrechen, während sie sich in ihren perfekt gepflegten Gärten auf ihre Gartenschaufel lehnen, und die Frage steigt in mir auf: Wo sind die Klänge, der Ausdruck von Dankbarkeit, im Alter in einer heimischen, wunderschönen Umgebung leben zu dürfen? Der Hauseigentum samt Anlage glänzt und spiegelt die daran geleistete Arbeit wider; viel Zeit wurde aufgewendet, um diesen prächtigen äußeren Lebens-Rahmen zu schaffen und zu erhalten.

 

Ein anderes Bild ergab sich mir während so mancher Besuche in Altersheimen: Einsame, abgeschobene Frauen, Mütter und Großmütter, selten sind Männer darunter, in Einzelzimmern lebend, von den eigenen Familien vernachlässigt. Sie hätten Grund zum Klagen, aber was höre ich zumeist von Ihnen und was sehe ich? Nicht selten ein Lächeln und Ausdruck der Dankbarkeit, daß sich jemand anstelle der eigenen Kinder um sie kümmert; Menschen, die für niedrigen Lohn ihren Dienst an anderen Menschen leisten ohne nach Anerkennung zu fragen.

 

Die Entwicklung in den Köpfen der Menschen unserer Gesellschaft läßt es in vielen Fällen nicht zu, Platz zu schaffen für die Pflege unserer Eltern. Der tägliche Kampf um Ansehen im Job und die mehr als nötigen Anschaffungen, um auch in der Gesellschaft und der näheren Umgebung das entsprechende Ansehen zu finden, stehen im Vordergrund; der zu pflegende Elternteil wird einfach abgeschoben.

Eine entsetzliche Entwicklung, welche dringend einer Änderung bedarf, nicht zuletzt weil der finanzielle gesellschaftliche Aufwand aufgrund der Bevölkerungspyramide bald nicht mehr tragbar sein wird.

 

Wie gerne erinnere ich mich an die Zeit, in der mein Bruder und ich für meine Mutter  bis zu ihrem letzten Atemzug sorgen konnten. Dies war nur möglich, weil wir unsere Belange in den Hintergrund rückten und wir für sie präsent sein konnten – wofür ich meinem Bruder unendlich dankbar bin -, in der gleichen Weise wie sie es für uns als Kinder mit ihrer Liebe war. So war es mir gegönnt, sie während ihres letzten Atemzuges in meinen Armen halten zu dürfen; ein Erlebnis sowie eine Erfahrungsbereicherung, die ich nicht mißen möchte und welche nur  aufgrund der räumlichen Nähe zu ihr möglich war.

 

 

Bedenken wir, daß mit dem letzten Atemzug unserer Mütter, Väter, Geschwister, Kinder jede Möglichkeit für Liebeszeugungen und Fürsorge unwiderruflich genommen werden wird und auch wir eines Tages nicht weit entfernt von unserem letzten Atemzug sein werden.

 

 

copyright 2012 evelyn von warnitz

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Loyalität

Loyalität.

Ein wunderbares Wort.

Wo ist es nur geblieben? Wo hört man es noch?

 

Treue, Ergebenheit, Liebe.

 

Einst zählten diese Tugenden noch zu den wichtigen unserer Gesellschaft. Geschäftsbeziehungen pflegte man ebenso wie Traditionen und das Familienleben.

Loyalität spielte noch eine Rolle.

 

 

Der Verlust dieser Tugenden hat seine Folgen.

Untreue wird großgeschrieben, Traditionen nur noch hie und da gepflegt, Familien brechen auseinander.

Das Resultat: verletzte Menschen und Seelen, die mehr und mehr vereinsamen.

 

Scheinbar prägt unsere Gesellschaft nur noch der Kampf um das Individuum und dabei spielen Ergebenheit, Treue und Loyalität keine Rolle mehr.

 

Jeder kämpft für sich. Ohne Rücksicht auf seinen Nächsten.

 

 

Äußerlichkeiten, Ansehen durch angereichertes Vermögen stehen an erster Stelle.

Das Resultat: einsame Menschen, die nur sich selbst und ihren materialistischen Prinzipien treu sind.

 

Nun widerfährt  vielen Menschen eine Kehrtwende: Sie verlieren ihren Arbeitsplatz oder ihr Vermögen und somit die Anerkennung. Sie finden sich vor einem tiefen Abgrund wieder, in dem Vermögensverlust, der Verlust der Freunde, vielleicht des Partners vor ihnen liegt – man ist in dieser Gesellschaft und für den Partner nichts „mehr wert“.

 

Loyalität.

 

Für ein humanes Miteinander in einer Gesellschaft sind Kompromisse und Zugeständnisse  unausweislich.

Praktiziert wurde das einst in den Großfamilien, wo mehrere Generationen unter einem Dach lebten, stritten und man von klein auf lernte, Konflikte gemeinsam zu lösen.

Heute lernen viele Kinder bereits früh, dass man sich bei Konflikten einfach trennt, um einen „leichteren“ Weg zu gehen.

Und was folgt? Ein „leichterer“ Weg? …

 

 

Schauen wir uns einmal um.

In unseren Familien, im Freundeskreis.

 

 

Und denken wir um.

Kämpfen wir für Loyalität.

Es wird Folgen haben für unsere Gesellschaft…

 

Copyright 2009 evelyn von warnitz

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Die Glücksformel

Er rauscht an mir vorüber, blitzschnell und unsagbar leise, obgleich die Geschwindkeit und Masse, welche er bewegt, Tonnen beträgt. Und ich frage mich, wieviele es wirklich sind.

Der ICE.

In einer Sekunde gegenwärtig, in der nächsten Vergangenheit.

 

Die sanfte Frühjahrsonne sendet ihre Strahlen auf mich herab, während ich am Bahnhof auf den Regionalexpress warte.

Schließlich rollt er langsam und behäbig heran, es scheint mir, als wäre er einige hundert Jahre alt; mit lautem Gequietsche und Getöse hält er schließlich und ich besteige ihn.

 

 

„Endlich. In zwanzig Minuten bin ich wieder Single!“ Der Satz eines jungen Mädchens dringt an meine Ohren, der Unterton voller Freude.

Jugendliche Unbesonnenheit.

Ihre Glücksformel.

 

Der Zugführer erscheint.

Unaufgefordert reiche ich ihm mein Billet. Wir haben uns im Verlauf einiger meiner Bahnfahrten des öfteren unterhalten.

„Ich freue mich schon auf meine Rente. Noch 5 Wochen, dann werde ich meine Freizeit genießen!“ berichtet mir der kahlköpfige, ältere Herr mit einem strahlendem Lächeln.

„Aber sie haben doch einen klasse Beruf!“ antworte ich ihm. „Sie sind ihr eigener Herr auf der Strecke, können die Sonnenstrahlen genießen und Leute beim Schwarzfahren erwischen.“

Laut lachen wir auf.

„Eigentlich haben sie recht.“ erwidert er lächelnd.

Seine Glücksformel.

 

Angekommen an meinem Zielort jenes Tages betrete ich die Stufen eines öffentlichen Gebäudes hinauf zur 2. Etage.

„Ach, ich kann das Wochenende kaum erwarten!“ höre ich eine Frau sagen, die einen Berg Akten zu einem Kopierer trägt, während eine andere bereits am Kopierer die Blätter zum Duplizieren durchrauschen läßt.

„Ich wünschte, die Woche hätte nur drei Arbeitstage, ich hasse diesen Kram hier!“  legte sie noch wütend nach.

Die andere Frau stimmt ihr zu.

„Mistkram ist das hier.“

Deren Glücksformel?

 

Tage eilen an uns vorüber, manchmal behäbig, so manches Mal blitzschnell.

Es ist an uns, sie anzuwenden.

Die Glücksformel.

 

 

copyright 2012 evelyn von warnitz

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Macht

Es gibt so Vieles, was von uns Besitz ergreifen kann.

 

Das Schnurren unserer geliebten Katze, das leise Winseln des geliebten Hundes, das Lächeln unseres Kindes, wenn es zum ersten Mal „Mama“ oder „Papa“ sagen kann, der neue Mercedes vor der Tür, der soeben gekaufte Roman, der Geschmack edlen Mousse au Chocolat auf der Zunge, ein neues Fernsehgerät, das bedruckte Papier mit der Bezeichnung „Geld“, der geliebte oder ungeliebte Job, die Liebe zu einem besonderen Mensch – die Liste  an Dingen, Lebewesen, Gefühlen ist unendlich lang.

 

Doch was geschieht, wenn uns das ein oder andere genommen wird, das in uns Macht ergriffen hatte? Zerbrechen wir daran oder sehen wir es als Herausforderung und Erstarken in der Erkenntnis, daß wir vorerst unser eigenes Ich in uns als Macht erkennen und annehmen sollten, um sich an all den anderen schönen Dingen, Gefühlen, Lebewesen und Menschen für die Zeit, in der diese uns gegeben sind, zu erfreuen und dafür dankbar zu sein.

 

Was bringt eine totale Machtausübung und das inhumane Verhalten eines Menschen gegenüber seinem Mitmenschen? Erniedrigung, Schmerz und letztendlich in den meisten Fällen das Zerbrechen der menschlichen Beziehung – sei es am Arbeitsplatz, in den Familien oder im Freundeskreis.

 

Erinnerungen an einen Spruch meiner Kindheit und Jugend prägen mich noch heute: Gott hat es gegeben, Gott hat es genommen. Auch wenn wir den Umfang der Folgen des von uns Genommenen nicht immer nachvollziehen können, so hat es doch seine Bestimmung.

 

Wir wissen darum, und doch ist es so oft unsagbar schwer, loszulassen von all dem, was in uns mächtig wurde.

 

Es sollte eine der wichtigsten Aufgaben unseres Lebens sein, sich lösen zu können, wenn der Tag des Abschieds kommt, und frei von Bestimmung und Macht leben zu sein, um den Selbstentfaltungsprozeß zur Reife gelangen zu lassen.

 

Frei von Macht.

 

 

copyright 2012 evelyn von Warnitz

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Das Land der verlorenen Männer

Muskeln.

Dominanz.

Sammler und Jäger.

Familienvater.

Großvater.

 

Begriffe aus einer Zeit, in welcher der Mann seiner Männlichkeit noch gerecht wurde – derPräFeministenZeit.

 

Doch was prägt das alltägliche Bild unserer Gesellschaft? Männer schieben den Einkaufswagen brav hinter der Lebensabschnittsgefährtin – in selteneren Fällen der Ehefrau – her, hüten die Kinder während sie ihrer Karriere nachgeht; Szenen heutiger Beziehungen in Deutschland.

 

Laut Statistik ist jede zweite Ehe in Deutschland geschieden – warum? Die Antwort lautet: Der Verfall der Männlichkeit und die Überthematisierung des Feminismus in unserem Lande zeigt seine Auswirkungen seit zwei Jahrzehnten. Das Verschieben der Geschlechterrolle hat fatale Auswirkungen auf die kleinste Zelle unserer Gesellschaft, die Familie.

 

Viele Männer sehen sich den überwiegend dominanten Frauen unserer Gesellschaft nicht mehr gewachsen, Beziehungen und Ehen zerbrechen immer wieder an der Überrolle der Frau, alles und allem gewachsen sein zu müssen – Job, Karriere, Kinder, Familie, dem Herd, eine Entwicklung verursacht durch ÜberFeminismus.

 

Wie oft höre ich Sätze von Männern: „Ich würde gerne wieder eine richtige Frau kennenlernen, bei der ich Mann sein darf.“ oder „Da vergeht einem doch der Spaß, wenn ich nicht einmal der Mann im Hause sein kann.“ Sind dies männliche Sätze? Sicherlich nicht.

 

Eine norwegische Studie hat ergeben, daß Beziehungen, in denen die Rollenaufteilung im Haushalt geteilt ist, doppel so schnell zerbrechen, wie in traditionell geführten; dieses Ergebnis sollte meines Erachtens zu denken geben.

 

Männer, seid wieder Männer, lebt eure Männlichkeit, kämpft für die Wiedererlangung eurer Rolle als Mann und werdet ihr gerecht, denn nur so wird unsere Gesellschaft in Zukunft wieder intakte Familien beherbergen!

 

Männlichkeit in unserer Gesellschaft ist die Essenz in der Beziehung zwischen den Geschlechtern; der Mann unserer Gesellschaft muß wieder den Punkt nach einem Satz setzen.

 

 

 

 

copyright 2012 evelyn von warnitz

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Heimreise?

Rauchschwaden.

Lautes Schreien dringt an meine Ohren.

Brüllende Stimmen „Free my country“.

Mittendrin. Ich.

 

Und ich fühle die Aggresivität nicht nur körperlich während sich die Muskeln der Männer umher in Schlagwaffen der Gewalt verwandeln, blutrünstig auf alles einschlagen, was sich ihnen entgegenstellt, die Blicke voller Zorn und Wut.

Eine reale Szene in Frankfurt am Main vor dem Hauptbahnhof.

 

Längst ist ein wilder Kampf entfacht, dessen ungewollter, lebendiger Teil ich wurde, nachdem ich der S-Bahn-Haltestelle entstieg, um den Fernzug ab Hauptbahnhof auf Gleis 20 zu erreichen; vor der Haupttür des Bahnhofes eingekesselt in einem Menschenkloß, welcher sich aufgrund der Sperrung des Gebäudes gebildet hatte.

 

Die Situation eskaliert, als der demonstrierende Troß vor dem Hauptbahnhof uns einkesselt, die Polizei Tränengas und Wasserwerfer einsetzt; mein Herz rast, mein Puls explodiert, ich atme schwer und fühle mich der Ohnmacht nahe.

Nie zuvor hatte ich eine solche lebensbedrohende Situation und Aggresivität leibhaftig gefühlt, ausgelöst durch Männer, die für die Freiheit ihres Landes in einem friedlichen Land ihre Wut entladen.

 

Die nächsten Minuten erlebte ich, als träge mich eine unsichtbare Kraft aus meinem Körper, erhoben über dem Kampf und den Schlägen innerhalb dieses Menschentroßes;  Zeit und Raum entschwinden in ein Nichts.

Das Zeitfenster bis zur Auflösung der Demonstration kann ich im Nachhinein nicht mehr benennen; irgendwann sank ich zu Boden, irgendjemand fragte mich nach meinem Befinden.

„Ich denke, es geht.“ erwiderte ich.

Nach Öffnung des Hauptbahnhofes begleitete man mich zu meinem Fernzug und ich konnte meine Heimreise, am ganzen Leib zitternd, dennoch unverletzt, antreten.

 

Am nächsten Tag erfuhr ich aus den Medien, daß ich ich ungewollt Teil einer Großdemonstration mehrerer Menschen wurde, die für eine Änderung der politischen Verhältnisse ihres Heimatlandes Ägypten demonstriert hatten.

 

Heimreise.

Ich durfte sie antreten.

Wie sehr mag der Schmerz der Menschen über die Verhältnisse in ihrem Heimatland sein, welchem sie fern sind…..

 

 

copyright 2013 evelyn von warnitz

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Weltenwechsel

Es ist wieder einmal wunderbar, im Frankfurter Literaturhaus  zu sein.

Meine Welt.

 

Umgeben von meinen „Lieblingsgegenständen“ und inspirierendem Ambiente folge ich den Ausführungen des Verlegers, der an diesem Abend im Literaturhaus zu Gast ist, und lebhaft die Erfolgsgeschichte einer Kinderbuchreihe erläutert, welche sich weltweit millionenfach verkaufte.

 

Ideen.

Kreativität.

Interessante Menschen um mich herum.

Ich atme tief ein, um zu „tanken“.

Seine Ausführungen beeindrucken und inspirieren mich.

 

Gespräche mit ihm ergeben sich.

Sehr zu meinem Erstaunen berichtet er, wie er noch vor einigen Jahren ohne finanzielle Mittel für seine Idee gekämpft hatte.

 

Jede Erfolgsgeschichte stand einmal am Beginn und konnte nur als Erfolg enden, weil Menschen an ihren Visionen und Ideen festhielten und sich für das Erreichen Ihrer Ziele einsetzten und kämpften.

 

An diesem Abend begleitet mich zum ersten Mal ein ehemaliges Familienmitglied, meine Ex-Schwägerin, zu der ich auch nach über 20 Jahren Trennung von meinem Bruder ein schwesterähnliches Verhältnis pflege. Eine starke Frau mit Visionen, im steten Kampf um das Erreichen ihrer Ziele. Wir nehmen noch ein paar Drinks an der Bar und reden über „ihre Erfolgsgeschichte“.

 

Noch schwanger mit allerlei Gedanken, die nach den Gesprächen in mir wachsen, verabschieden wir uns schließlich, und ich steige hinab in eine gänzlich gegensätzliche Welt: eine S-Bahnhofanlage in Frankfurt.

 

Hunderte Menschen, interessante, ausgemergelte, gelangweilte, fröhliche Gesichter begegnen mir.

Menschen, einer am Boden liegend, bettelnd, mit einem Schild umhängend „Ich habe Hunger!“

 

Ich atme tief ein.

Um ihn zu verstehen, diesen Weltenwechsel.

 

 

copyright 2010 evelyn von warnitz

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Es ist Zeit, die Uhren umzustellen

An der Kasse eines Supermarktes.

 

Ich hatte meine Einkäufe getätigt und wartete.

Und wartete. Und wartete.

 

Ungeduld machte sich hinter mir breit.

Vor mir versuchten zwei vom Alter gezeichnete Damen mühsam der schnellen Abwicklung an der Kasse zu folgen, was ihnen offensichtlich nicht gelang.

Die vom Leben gezeichneten Hände ergriffen nur zitternd die Waren, die die Kassiererin schneller über den Scanner schob, als den älteren Damen lieb war.

 

Die Kassiererin mußte ihre Tätigkeit unterbrechen.

„Haben die niemanden, der für die einkaufen gehen kann? Wenn man’s nicht mehr packt, sollte man einfach daheim bleiben!“ erboste sich ein Mann hinter mir.

„Was ist denn da vorne los?“ Ein weiterer, ungeduldiger Zwischenruf.

Schließlich waren alle eingekauften Lebensmittel im Einkaufswagen verstaut, und nun sollten die älteren Damen bezahlen.

Die zitternde, wunderbar gezeichnete Hand einer der Damen versuchte, den Betrag passend zusammenzusuchen.

Es dauerte eine Weile, bis sie dies geschafft hatte.

 

Ich betrachtete sie.

In drei Jahrzehnten würde ich vielleicht im gleichen Tempo die alltäglichen Anforderungen des Lebens bewältigen müßen.

Und mit mir mehr Menschen als je zuvor in unserem Land.

Sollten wir dann alles zu Hause auf dem Sofa bleiben, nur weil wir beim Einkauf nicht mehr mit der Schnelllebigkeit unserer Gesellschaft mithalten können?

 

„Wir müssen so schnell sein…Vorgabe von oben..es tut mir leid!“ sagte die Kassiererin noch freundlich zu den Damen, die nur zurücklächelten.

 

Vorgabe von oben.

Ich stelle mir die Frage, wer wird wohl in zwanzig Jahren die Schnelllebigkeit in unserer Gesellschaft bestimmen und wünsche mir den guten, alten Tante Emma-Laden zurück, der meine Kindheitserinnung durch die Freundlichkeit und die Gelassenheit des Inhabers prägte.

 

Wir sollten heute bereits damit beginnen, die Uhren auf mehr Menschlichkeit im Umgang mit dem Alter zu stellen.

 

Copyright  2012 evelyn von warnitz

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